Rund ein Drittel der deutschlandweiten CO2-Emissionen entstehen durch das Beheizen von Immobilien. Um die durch die Stadt Hannover angestrebte Klimaneutralität bis ins Jahr 2035 zu erreichen, nimmt eine Umstrukturierung des Wärmeenergiesektors folglich eine zentrale Rolle bei der kommunalen Energiewende-Strategie ein. Mit dem Inkrafttreten der Hannoverschen Fernwärmesatzung zum ersten Januar 2023 wird nun ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg in die Tat umgesetzt. Was die neuen Regelungen für die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern in Hannover bedeuten, in welchem Gebiet sie angewandt werden, und welche Möglichkeiten für Sie bei der Umsetzung bestehen, erfahren Sie in diesem Übersichts-Artikel von Engel & Völkers Commercial Hannover.
Die Fernwärmesatzung für Hannover sieht vor, dass jedes Mehrfamilienhaus oder vergleichbare Wohnobjekt bei grundsätzlich bestehender Möglichkeit zur Anbindung an das Fernwärmenetz und der Nutzung der entsprechenden Heizmethode verpflichtet wird. Dabei ist der Geltungsbereich der Satzung aktuell auf besonders dicht besiedelte Quartiere in Hannover begrenzt, die sich in den Stadtbezirken Mitte, Vahrenwald-List, Bothfeld-Vahrenheide, Buchholz-Kleefeld, Misburg-Anderten, Südstadt-Bult, Linden-Limmer, Herrenhausen-Stöcken und Nord befinden.
Bei der Installationsvorschrift einer Fernwärme-Heizanlage genießen all jene Geräte einen Bestandsschutz, die aktuell noch betrieben, bereits beauftragt oder zugelassen sind. Eigentümer haben die Möglichkeit, bis zum 30. Juni 2023 einen Befreiungsantrag für ihre Anlage zu stellen. Erst wenn größere Arbeiten am System vorgenommen werden oder ein kompletter Austausch notwendig wird, ist der Anschluss der Heizung an das Fernwärmenetz verpflichtend. Alternative Konzepte sind nur dann zulässig, wenn sie gleichwertige oder bessere Emissionswerte aufweisen als eine vergleichbar dimensionierte Fernwärme-Heizung. Möchten Sie ein Mehrfamilienhaus in Hannover kaufen, das alle Anforderungen an die neue Gesetzeslage erfüllt oder unkompliziert daran angeglichen werden kann, informiert Engel & Völkers Commercial Hannover Sie gerne zu den aktuellen Angeboten am Markt.
Bei der Realisierung der neuen Fernwärmesatzung 2023 für Hannover handelt es sich um ein Vorhaben außerordentlicher Größenordnung, das eine Zeitplanung von rund 20 Jahren umfasst. Der Netzausbau erfolgt durch das Energieunternehmen enercity, das einen Investitionsrahmen von 700 bis 800 Millionen Euro bereitstellt, um den Netzausbau voranzutreiben. Aufgrund des erheblichen Umfangs dieses Projektes geht enercity dabei stufenweise vor, wobei sich der Versorger an der Auftragslage der Verbraucher orientiert: Dort, wo eine große Zahl an Fernwärme-Anschlüssen abzusehen ist, wird die Verlegung der notwendigen Leitungen priorisiert. Dabei übernimmt enercity die Kosten und Arbeiten für die Anbindung bis zum ersten Kellerraum.
Für die Verteilung der Wärme im Mehrfamilienhaus selbst wird ein Heizungsbauer beauftragt, dessen Aufwände vom Eigentümer zu zahlen sind. Je nach Infrastruktur und Größe der Immobilie ist dabei laut Angaben von enercity mit Kosten zwischen 3.000 und 8.000 Euro pro Wohnung zu rechnen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, hierbei auf öffentliche Förderprogramme zurückzugreifen, um den anfallenden Betrag zu reduzieren: Im Rahmen der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude können beispielsweise 30% der Kosten für den Wärmenetzanschluss subventioniert werden. Zusätzliche 10% sind möglich, wenn dabei eine Gas-, Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung mit einem Mindestalter von 20 Jahren ausgetauscht wird. Darüber hinaus wurde ein regionaler Fundus an Fördermitteln unter dem Namen proKlima eingerichtet, der die partielle Kostendeckung eines Fernwärmeanschlusses ebenfalls abdecken kann.
Als Eigentümer eines Mehrfamilienhauses fragen Sie sich möglicherweise, ob die Umstellung auf Fernwärme einen wesentlichen Beitrag gegen den Klimawandel leistet. Tatsächlich macht sich der Wechsel bereits nach kurzer Zeit in der Öko-Bilanz Ihres Mehrfamilienhauses in Hannover bemerkbar:
Während Gasheizungen im Schnitt einen CO2-Ausstoß von 200 g pro Kilowattstunde erzeugen, liegt Fernwärme in Hannover mit 75,5 g pro Kilowattstunde bei weniger als der Hälfte der Emissionen. Zudem wird die Zusammensetzung der Bezugsquellen im Fernwärmenetz durch enercity stetig optimiert, wodurch die Energiewende in Hannover weiter vorangetrieben wird. So soll das Kohlekraftwerk Stöcken bis zum Jahr 2026 sukzessive heruntergefahren werden, während parallel nachhaltige Methoden zur Energiegewinnung in Form einer Klärschlammverbrennungsanlage, eines Altholz-Heizkraftwerks und einer Großwärmepumpe ins Gesamtportfolio integriert werden.
Unter ökologischen Gesichtspunkten stellt der Anschluss ans Fernwärmenetz also eine in jeder Hinsicht sinnvolle Entscheidung dar, um als Eigentümer eines Mehrfamilienhauses in Hannover aktiv zum Gelingen der Energiewende beizutragen.
Erwägen Sie derzeit ein Immobilieninvestment in Hannover, möchten ein Mehrfamilienhaus kaufen und anschließend vermieten oder denken über den Verkauf Ihres Anlageobjektes nach? Engel & Völkers Commercial Hannover unterstützt Sie dabei, Ihre Pläne zeitnah und wirkungsvoll in die Tat umzusetzen und steht Ihnen mit einem umfassenden Serviceangebot zur Seite. Füllen Sie unser Kontaktformular aus oder rufen Sie uns unter der Nummer +49 511 132 237 00 an, um Ihren persönlichen, kostenfreien und unverbindlichen Beratungstermin mit uns zu vereinbaren!
“Generell ist Fernwärme eine ökologisch sehr interessante Heizalternative. Sie spart mit der richtigen Einspeisung einen großen Teil CO² im Vergleich zu konventioneller Heizung mit fossilen Brennstoffen ein. Damit kann ein großangelegter Anschluss von Immobilien an das Netz einen wichtigen Teil zur Energiewende beitragen. Daneben bringt die Fernwärmeversorgung weitere Vorteile für Vermieter: Es sind u.a. Einsparungen bei Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen möglich. Je nach Vertragsart reduziert sich gleichermaßen der Verwaltungsaufwand.
Demgegenüber stehen einige Faktoren, auf deren Basis wir momentan eine Verunsicherung unserer Kundschaft gegenüber der Fernwärme wahrnehmen. Zum einen gilt es die Verträge mit dem Energieversorger genau zu prüfen. Nicht selten tragen die Eigentümer das Haftungsrisiko, da sie als Schuldner gegenüber dem Versorger eintreten. Zum anderen sind die tatsächlichen Kosten durch Umrüstung und Betrieb momentan schwer kalkulierbar. Z. B. ist in einigen Fällen der Austausch von Heizkörpern notwendig. Weiterhin ist für viele von der Fernwärmesatzung betroffene Eigentümer unklar, wie die zeitnahe gesetzliche Verpflichtung und die Arbeitsressourcen für die Umsetzung auf Seiten des Energieversorgers zusammenpassen. Es werden bereits jetzt deutliche Engpässe ersichtlich. Die einseitige Verpflichtung durch die Auflagen des Gesetzgebers und die unzureichende Informationslage führen teilweise zu einer negativen Konnotation dieser eigentlich vielversprechenden Maßnahme.”