Das 3. Gewerbeimmobilien-Forum Niedersachsen stand im Zeichen der Büroflächen und der Auswirkungen der Corona-Krise auf den Büroflächenmarkt. Rund 70 Interessierte verfolgten am 14.09.2020 online die Beiträge der Referenten sowie die anschließende Diskussion.
Uwe Bodemann (Stadtbaurat und Leiter des Baudezernats Landeshauptstadt Hannover) eröffnete das Forum mit einem Einführungsimpuls. Er bezog sich in seinen Ausführungen auf den aktuellen Immobilienmarktbericht für die Region Hannover. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit stimmten Bodemann grundsätzlich positiv hinsichtlich der aktuellen Lage. Die Region Hannover habe sich in der Vergangenheit als krisenfest erwiesen – die Fallhöhe nach dem Spitzenjahr 2019 sei jedoch ein zusätzliches Risiko für die Immobilienwirtschaft.
Thomas Ahlswede-Brech (Leiter Gewerbeflächenentwicklung und Ansiedlung, Allianz für die Region GmbH) gab einen Fachimpuls zur allgemeinen Entwicklung in der Region Braunschweig und leitete zum Fokusthema des Forums über. Hinsichtlich der Auswirkungen von Corona auf den Büroimmobilienmarkt unterschied Ahlswede-Brech nach der zeitlichen Dimension. Kurzfristig wären Neueinstellungen und Investitionen zurückgefahren worden; mittelfristig bliebe der Effekt der Ausweitung vom Homeoffice – momentan seien bis zu 40% der Mitarbeiter in Heimarbeit – auf den Büroflächenmarkt abzuwarten. Langfristig erwarte er steigende Anforderungen an neue Bürokonzepte initiiert durch das erstarkende multilokale Arbeiten.
Stephan Lechelt (Geschäftsführer der Altmeppen Gesellschaft für Immobilienbewertung und -beratung mbH) gab zunächst einen Überblick zum Marktgeschehen bei den Braunschweiger Büroflächen in der Zeit von 2015 bis 2020. Über 5.000 Büroarbeitsplätze seien in dieser Zeit geschaffen worden, der Leerstand dadurch stark rückläufig und aktuell auf einem Rekordtief von ca. 1,1%. Durch Corona wären zwar einige Vermietungen und Projekte gestoppt, dies führe aber lediglich zu einer leichten Abschwächung des Nachfrageüberhangs.
Co-Gastgeber Hilmar Albrecht (Prokurist und Niederlassungsleiter, GOLDBECK Nord GmbH) sieht den absoluten „Lebensmittelpunkt“ Eigenheim (einschließlich der Berufstätigkeit) lediglich als zeitlich befristeten Trend. Für die Zukunft erwartet er durch eine Vermischung des Privat- und Arbeitslebens flexibilisierte und vernetzte Smart-Office-Lösungen. Albrecht zeigte am Beispiel einer Smart-Office-Stehleuchte die künftigen technischen Möglichkeiten. Durch die intelligente Sensorik wären unter anderem Präsenzerkennung, Luftqualitätserkennung, Messung der Temperatur und der Umgebungsgeräusche möglich.
Thorsten Illmer, Partner sowie Experte für Büroflächen bei Engel & Völkers Commercial Hannover startete in einem Dialog mit Andreas Bosk, dem Veranstalter des Gewerbeimmobilien-Forums, den Diskussionsteil der Veranstaltung. Illmer sieht drei Faktoren, die einem abnehmenden Flächenbedarf durch den Trend zum Homeoffice entgegenstehen: Zum einen würde die Gesamtzahl an Büroarbeitsplätzen tendenziell steigen, zum anderen stiege der Platzbedarf kurzfristig durch die Einhaltung von Hygienemaßnahmen. Des Weiteren würden moderne Bürokonzepte den Platzbedarf pro Mitarbeiter mittel- bis langfristig erhöhen.
Mit dem 3. Forum endet der reguläre Teil der Veranstaltungsreihe für dieses Jahr. Aufgrund des regen Interesses an dem Format beraten die beteiligten Parteien jedoch über eine Zusatzveranstaltung am Jahresende. Wir halten Sie auf unserem Blog, in unseren Newslettern und in unserer Social Media auf dem laufenden, wie es mit dem Gewerbeimmobilien-Forum weitergeht.