Das starke Wachstum des Gewerbe-Immobilienmarktes neigt sich dem Ende. Immobilienkäufe bleiben aber dank niedriger Zinsen begehrt. Eine sich abkühlende Konjunktur, geringe Zuwächse oder vielleicht sogar Stagnation kündigen sich an. Lesen Sie, was die Immobilienbranche 2020 für die Bereiche Wohn- und Geschäftshäuser und Büroflächen erwartet.
Die Wohnungsbranche blickt ernüchtert in die Zukunft. Politische Regulierungen wie der Berliner Mietendeckel, die Verlängerung und Verschärfung der Mietpreisbremse und die Reformierung des Mietenspiegels machen es der Branche schwer.
Trotzdem werden die Kauf- und Mietpreise in vielen Groß- und Mittelstädten weiter steigen – bei jedoch moderatem Anstieg in den A-Städten. Das Investmentrisiko ist weiter gering und die Erträge bleiben stabil, sodass der Run auf Wohn- und Geschäftshäuser anhalten wird.
Neue Wohnungen werden immer noch zu wenig gebaut, sodass der Wohnungsmangel bleibt – bei weiterhin hoher Nachfrage. Die Mieten werden daher weiter steigen.
Die Renditen dürften aufgrund der steigenden Preise und der Produktknappheit niedrig bleiben. Das niedrige Zinsniveau wird mangels Anlagealternativen weiterhin für eine hohe Nachfrage nach Wohn- und Geschäftshäusern sorgen.
Die Bürobranche blickt eher optimistisch in die Zukunft. Leerstände nehmen ab, und noch steigen die Mieten und Kaufpreise. Aber die abflauende Konjunktur wird auch diese Branche treffen, und die Flächennachfrage wird sich wohl verringern.
Der deutsche Büroimmobilienmarkt schloss 2019 mit einem hohen Gesamtflächenumsatz von über vier Millionen Quadratmetern ab. Grund dafür ist die positive Arbeitsmarktentwicklung mit einer zunehmenden Zahl von Büroarbeitsplätzen und einer Abnahme der Arbeitslosenzahl.
Das gering prognostizierte Wirtschaftswachstum kann zu einer Abnahme der Büroflächennachfrage und einer geringeren Dynamik führen. Die Zahl der Beschäftigten in Büros der Top-7-Städte wird voraussichtlich trotzdem kontinuierlich steigen – wie bereits seit 2005. Der Wettbewerb um qualifizierte Büroarbeitskräfte wird sich auch im Jahr 2020 positiv auf den Büroflächenmarkt auswirken. Hochpreisige Büroflächen in Innenstadtlage bleiben gefragt – auch um attraktiv für neue Mitarbeiter zu sein. Dies trägt zu einer weiteren Verknappung des Büroflächenangebots bei und zu einem weiteren Anstieg der Spitzenmiete. Die Zunahme der Spitzenmiete wird jedoch mit ca. 2 Prozent deutlich niedriger ausfallen, als in den Vorjahren (5 Prozent). Die Mietpreise sind bereits auf einem sehr hohen Niveau, sodass die Verlangsamung auch darauf zurückzuführen ist. In Berlin werden die Spitzenmieten jedoch noch stark zunehmen und sogar München mittelfristig überholen.
Büroobjekte in den besten Lagen der Top-Standorte sind weiterhin risikoarme Investments. Das Angebot hochwertiger Büroflächen ist jedoch begrenzt und Verkäufer verlangen entsprechend hohe Preise. B-Standorte werden daher zunehmend attraktiv für Investoren.
2020 werden in den Top-7 Städten über zwei Millionen Quadratmeter neuer Bürofläche fertiggestellt – das höchste Fertigstellungsvolumen nach 2003 (2,1 Mio. m²). Allein auf Berlin werden rund 780.000 Quadratmeter fertiggestellte Bürofläche entfallen. Rund zwei Drittel der Flächen sind bereits vorvermietet. Im Jahr 2021 werden voraussichtlich rund 1,8 Mio. Quadratmeter neuer Bürofläche auf den Markt kommen, die Vorvermietungsquote beträgt aktuell rund 40 Prozent. In den Top-7-Städten, mit Ausnahme Kölns, wird im Jahr 2020 bedarfsgerecht gebaut: Ein Anstieg der Bürobeschäftigten von ca. 1,5 Prozent wird einem Wachstum des Büroflächenbestands von ca. 2 Prozent gegenüberstehen.
Eine strauchelnde Wirtschaft könnte die exportabhängige deutsche Industrie treffen. Sollte sich die weltweit rückgängige Nachfrage nach Produkten dadurch verschlechtern, wird auch der Dienstleistungssektor davon betroffen sein. Eine abnehmende Nachfrage nach Produkten träfe dann auf ein zunehmendes Büroflächenangebot. In der Folge würde der Leerstand wieder zunehmen. Es ist also davon auszugehen, dass die Leerstandsquote im Jahr 2020 in etwa bei 2,8 Prozent stagnieren oder leicht zunehmen wird.
Der Branche geht es also noch gut. „In Zukunft werden auch weiterhin intelligente und effiziente Arbeitswelten geschaffen werden müssen. Es gibt einen Wertewandel in der Branche. Moderne Konzepte, Nachhaltigkeit und intelligente und effiziente Flächennutzung sind gefragt", so Alexander Lampert, Geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Commercial Hamburg.
Alles in allem bleiben die Märkte intakt und mit einer Krise ist vorerst nicht zu rechnen.
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