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Interview mit den Architekten des oe Koenigsallee Annette Axthelm & Henner Rolvien

Veröffentlicht am 21.07.2021

 Berlin
- Axthelm Rolvien Architekten

ENGEL & VÖLKERS: Wie oft kommen Sie zu Ihren Baustellen? Wie oft sind Sie hier im oe? Gibt es da eine Regelmäßigkeit?


Annette Axthelm: Auch wenn wir nicht mit der Bauleitung beauftragt sind, versuchen wir möglichst oft auf der Baustelle zu sein, da es immer spannend ist, die Umsetzung unserer Ideen zu verfolgen!


Henner Rolvien: Meistens kommen wir nur zur Baustelle, wenn es Probleme gibt. (lacht) Das ist ein bisschen schade. Wir haben eher selten die Gelegenheit, einfach mal so durchzulaufen, um uns vor Ort mit dem Projekt vertraut zu machen.


ENGEL & VÖLKERS: Seit Herbst 2019 betreuen auch wir von Engel & Völkers dieses wundervolle Projekt, das in der Vermarktung schon durch seinen außergewöhnlichen Namen auffällt. Waren Sie bei der Namensgebung auch involviert?


Annette Axthelm: Ja, wir waren insofern involviert, als dass wir Königsallee immer mit Ö geschrieben haben und irgendwann hat jemand auf den Tisch geklopft und klargestellt, dass die Straße nicht mit Ö, sondern OE geschrieben wird. So wurde tatsächlich durch uns OE zum Projektnamen. (lacht)


Henner Rolvien: Aber der Name ist ja auch ein wichtiges Thema. Man wird immer wieder von Leuten angesprochen, die am Projekt vorbeifahren oder es online gesehen haben. Idealerweise können sie sich noch an den Namen erinnern. Das ist nämlich auch eine Frage der Signifikanz und der Identifikation. Der Name spielt dann doch eine große Rolle. Wenn er eingängig ist, ist er leichter zu merken.

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- Bird-eye

ENGEL & VÖLKERS: Wie genau beschreiben Sie den architektonischen Stil des Gebäudes?


Annette Axthelm: Ich glaube, es ist nicht ein Stil, den man beim Entwerfen sucht, es ist eine individuelle Idee, die zum Grundstück und der Aufgabe passt! Hier war das Umfeld ausschlaggebend für die Entwurfsidee! Als wir das erste Mal auf das Grundstück kamen, war diese traumhafte Villa auf dem hinteren Teil des Grundstücks noch im Bau. Es war zu erahnen, dass sie nach der Renovierung ein richtiges Kleinod sein wird. Eine Ergänzung dieses Ensembles aus traumhafter historischer Villa und denkmalgeschützten Gärten verlangt einen Neubau, der die gleiche Qualität aufweist. Er muss an die Grenzen dessen gehen, was heute technisch möglich ist und mit der gleichen Perfektion, die sich im Altbau findet, modern übersetzt, realisiert werden. Er muss ganz bewusst Anderes sein. Als Gegenpol zum eher introvertierten Altbau sollte er so transparent und offen wie möglich sein um mit dem selten schönen Umfeld kommunizieren zu können. Innen und Außen sollten für die Nutzer verschmelzen, das Grün der umgebenden Gärten sollte aus den Innenräumen ungefiltert erlebbar werden. Egal in welche Richtung Sie schauen, es ist immer ein traumhafter Blick. Und damit war die Grundidee geboren. Wir wollten zur Straße eher abschotten, aber zu allen anderen Seiten sollte das Gebäude komplett transparent sein. Da folgt nicht jeder Bauherr, aber wir hatten Glück. (lacht)


Henner Rolvien: Man muss sich vielleicht auch ein Stück weit mit dem Wort Stil auseinandersetzen. Ehrlich gesagt, hat für uns Stil sehr schnell auch etwas mit Geschmacklichkeit zu tun. Und Geschmacklichkeit ist ja auch unheimlich veränderbar. Die Frage ist eigentlich, ob der zeitliche Ablauf einer geschmacklichen Veränderung konform mit dem Aufwand geht, mit dem man ein Haus erbaut. Eigentlich versuchen wir uns grundsätzlich von einem Stil zu entfernen. Es wäre also falsch zu sagen, das Haus hätte einen bestimmten Stil. Es geht hier um architektonische Wertigkeiten, die ganz woanders begründet sind. Es gibt Kollegen, die legen großen Wert darauf, einen bestimmten Stil nach außen zu tragen. Aber davon sind wir, wie gesagt, sehr weit entfernt.


Annette Axthelm: Unser Ziel ist es immer Unikate zu schaffen, die mit dem Umfeld kommunizieren. Und wenn man hier so ein traumhaftes Grundstück hat, dann muss die Transparenz auch das Haupt-Kriterium sein. Es geht uns auch besonders um das Wohlfühlen, also darum, wie Räume bespielt werden können, wie sie sich anfühlen, was sie dem Nutzer auch an Kreativität erlauben. Das bestimmen wesentlich die Grundrisse, in denen wir sehr phantasievoll und ausgefallen arbeiten. Sie müssen auf unterschiedliche Bedürfnisse reagieren können. Wenn man alleine in der Wohnung ist und sich eher geborgen fühlen will, muss man Intimität herstellen können. Veränderbare Raumgrössen, z.B durch große Schiebetüren, mobile Trennwände, Rückzugsnischen ermöglichen kleine „Wohlfühleinheiten“. Möchte der Nutzer Großzügigkeit, z.B. für Gäste oder eine Party, müssen Sichtbezüge, Raumfluchten, Durchblicke, wenn möglich auch Rundgänge, möglich sein. Dann muss es gelingen, dass man schnell die gesamte Größe der Einheit erfassen kann. Von daher entwickeln wir immer möglichst große Flächen mit Blickachsen, die sich aber gezielt auf Wunsch schließen und parzellieren lassen um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohner reagieren zu können.


Henner Rolvien: Dieses „sich wohlfühlen“ betrifft ja nicht nur die Menschen, die das Haus benutzen, sondern auch die, die vorbeifahren, die den städtischen Raum nutzen und Häuser einfach ansehen. Da muss man sich auch wohlfühlen als jemand, der mit dem Haus ansonsten nichts zu tun hat. Sehr wichtig, dass man sagt: Okay, das geht nicht unter in dem allgemeinen Sumpf dessen, was es so baulich umgibt. Einen Akzent zu schaffen oder zumindest einen Dialog anzuregen, war schon immer unser Bestreben.


Annette Axthelm: Glück hatten wir in gewisser Weise auch mit dem Baufeld. Normalerweise, wenn wir so ein großes Grundstück beplanen, möchten Bauherr und Nutzer meist die maximale Präsenz zur Straße. Die Länge des Gebäudes folgt der Straßenflucht. So fällt ein Gebäude im Stadtbild auf. Das Leben zur Straße birgt aber leider Nachteile wie gute Einsehbarkeit, damit wenig Intimität und Ruhe.  Das Bauen entlang der Straße ging hier, aufgrund des eigenen denkmalgeschützten Gartens, nicht.  So liegt das Gebäude mit seiner Schmalseite zur Straße, zeigt ein bisschen Understatement und öffnet sich dafür extrem großzügig zu den seitlichen und rückwärtigen Gärten. Man spürt auch, dass diese Orientierung dem Haus guttut. Zur Straße hat es einen dezenten Auftritt, der sich dann aber überraschend toll und großzügig beim Annähern präsentiert.

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- Hausansicht

ENGEL & VÖLKERS: Welche Details, Materialien und Ideen prägen Ihren Entwurf?


Henner Rolvien: Wir wollten es schaffen, einen Kontrapunkt zu setzen, gerade zu diesen sehr schönen historischen Villen, die uns hier umgeben und auch geprägt sind von einer etwas steinernen Architektur. Da gilt es eigene Materialien zu finden, um einen Kontrapunkt zu setzten. Und gerade dieses Metall, zum Beispiel, ist natürlich ein solches Material, was sich ganz klar äußert. Also ohne eine entsprechende Ornamentik, sondern sich in den Flächen klar orientiert und positioniert und damit in der Materialhaftigkeit eben genau das erreicht. Also es ist eben ein anderes Haus, was daneben steht. Nicht mehr oder minder gut, schlecht, schön oder hässlich, sondern es ist vielmehr zunächst einmal nur ein Kontrapunkt.


Annette Axthelm: Die Gebäudekomposition entstand aufgrund unseres Wunsches, die einzelnen Wohneinheiten von außen deutlich ablesen zu können. Das ist ja bei vielen Häusern nicht so. Sie haben außen eine steinerne Fassade, ein paar Fenster und die Bewohner müssen sich dann konzentrieren, welches die eigenen sind. Hier sollte es anders sein. Jede Wohnung ist fein durch einen Rahmen gefasst. Er sollte so grafisch wie möglich sein. Dafür eignet sich das dünne, wertig eloxierte Blech bestens. Es kann dreidimensional in einem Teil, ohne störendere Fugen, um Ecken und Winkel geführt werden und wirkt so sehr abstrakt.

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- Hausansicht

ENGEL & VÖLKERS: Wir stehen jetzt hier im Penthouse der Stadtvilla – das insgeheime Highlight eines jeden Bauwerks. Erzählen Sie uns von den baulichen Raffinessen, die hier versteckt, bzw. bewusst eingesetzt wurden.


Annette Axthelm: Da muss man mit dem Treppenhaus beginnen. Es ist ein zentrales Thema für eine Villa! Bei einer Villa erwartet man eine Eingangshalle, eine individuelle Erschließung und nicht ein normales Treppenhaus mit Aufzug und normaler Treppe wie es meist in modernen Stadtvillen zu finden ist. Unser Ziel war es, einzelne, nachvollziehbare „Villen-Teile“ den späteren Nutzern anzubieten. Das heißt, das Treppenhaus muss sich auch anders anfühlen als normalerweise bei Stadtvillen üblich. Und deswegen gibt es, vom Eingang beginnend, diese Himmelsleiter, die bewusst gegen Himmelslicht (in Form eines Oberlichtes) läuft. Sie erschließt auf direktem Weg das Penthaus. Aber auch alle anderen Wohnungen haben individuelle Vorräumen, von denen aus ihre Wohnung inszeniert erschlossen werden. Die Uniformität der Treppenhäuser normaler Stadtvillen fehlt hier!! So biegen alle Bewohner unterwegs ab und haben eine eigene Eingangssituation. Das ist für jede Ebene reizvoll, aber besonders schön ist der Weg zum Penthouse, denn seine „Himmelsleiter“ endet exakt unter dem Oberlicht. Damit spürt man: Ich besitze die Krone des Hauses und das ist, glaube ich, immens wichtig.


Henner Rolvien: Penthäuser haben ja immer so einen besonderen Stellenwert. Das stimmt. Aber eigentlich ist es eben auch ein Geschoss. Ja, und ein Penthouse lebt davon, dass man höher ist, als manch anderer drum herum. Man hat eine bessere Aussicht, womöglich eine bessere Belichtung. Man hat auch den Gedanken, dass man sozusagen die Krone eines solchen Hauses bildet. Hier ist vielleicht vielmehr der Anspruch, dass man sich, mit Blick nach rechts und links, auf einer Höhe mit den Baumkronen befindet, in die man hineinschauen kann. Und eines der wichtigsten Features dieses Hauses und gerade auch dieses Penthouses ist diese enormen Geschosshöhe. Für einen Neubau sehr ungewöhnlich. Wir haben hier eine Geschosshöhe von 3,60 m, die mit einer von Boden zur Decke hohen Verglasung versehen ist. Das ist sehr ungewöhnlich und stellte technisch eine wirklich große Herausforderung dar, die aber dann auf der anderen Seite genau diesen Blick in die Natur ermöglicht. Und das ist, glaube ich, echt ein tolles Feature.


Annette Axthelm: Ja, das muss man sagen. Alle wollen im Altbau wohnen, weil wir dort große Raumhöhen haben. Im Neubau dürfen wir normalerweise maximal 3m Raumhöhe realisieren. Bei 3m enden die Standardzulassungen vieler Bauelemente. So sind wir sehr stolz, hier einen Bauherrn gefunden zu haben, der uns trotz höherer Baukosten größere Raumhöhen erlaubte. Höhenmässig haben wir hier im Neubau wirklich den Altbau getoppt und das durften wir eigentlich noch bei keinem Projekt. (lacht) Von daher für uns auch etwas Neues.

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- Wohn- Essbereich

ENGEL & VÖLKERS: Es gibt auch technische Besonderheiten, wie z.B. eine Deckenkühlung. Fußbodenheizung ist ja mittlerweile schon Standard. Dann diese großen Fensterfronten als Schiebeelemente, die sind ja wirklich etwas sehr Besonderes. Gibt es noch mehr technische Einzigartigkeiten, die wir noch hervorheben könnten?


Henner Rolvien: Dazu muss man vielleicht erstmal sagen, und das wird in der Stadt gerade im Hinblick auf die Baupreise auch viel diskutiert, dass die technischen Grundanforderungen an Wohnraum ja immer weiter gestiegen sind. Wir haben heute Anforderungen, die bei Weitem den Stand von vor 10 Jahren übertreffen. Z.B. das Thema des garantierten Raumluftwechsels. Das geht natürlich, indem man das Fenster öffnet, aber hier im oe ist es eben eine kontrollierte Wohnraumlüftung, die diesen Austausch über eine Lüftungsanlage sicherstellt und auch bei geschlossenen Fenstern immer entsprechenden Raumluftwechsel garantiert. Wir haben natürlich Sonnenschutz-Vorkehrungen getroffen, denn das Raumklima ist eben auch immer wichtiger geworden. Die Leute akzeptieren nicht mehr, dass sie im Sommer auf einmal 35 Grad im Wohnzimmer haben. Das kann man damit ausschließen. Und das gilt natürlich sowohl für die Kühlung als auch für die Heizung. Wir haben hier auch versucht, alternative Heizungskonzepte umzusetzen. Ich glaube, das ist schon ein bisschen State of the Art, was hier umgesetzt wurde.

Annette Axthelm: Das Technische geht dann auch wieder ein bisschen ins Räumliche über. Wir haben im Penthouse sogenannte Split-Level-Situationen, das heißt Wohnebenen auf verschiedenen Höhen. Dadurch ergeben sich reizvolle Vorsprünge die auch technische Raffinessen ermöglichen. So können z.B. Badewannen in Ebenenversprünge so eingebaut werden, dass sie nicht als „Klotz“ irgendwo rumstehen, sondern bündig aus einer Fläche herauswachsen. Ein Zusammenspiel aus Technik und Raumgeometrie.


Henner Rolvien: Und ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, glaube ich, das Licht, also nicht nur das Tageslicht, sondern auch das Kunstlicht und ein durchgängiges Licht-Konzept, das dem ganzen Haus zugrunde liegt. Darüber werden die Bewohner sich zukünftig, glaube ich, sehr freuen. Denn das kann am Ende wieder zu dem schon angesprochenen Wohlfühl-Effekt führen.


ENGEL & VÖLKERS: Was hat Sie bewogen, unterschiedliche Niveaus innerhalb der Wohnungen zu schaffen?


Annette Axthelm: Die Schaffung der einzelnen Wohnboxen und der Wunsch nach ungewöhnlichen Raumerlebnissen! Da das Gelände abfällt konnten wir die einzelnen „Wohnboxen“ gegeneinander verschieben. Das erzeugt im Inneren automatisch Höhenversprünge. Zusätzlich wollten wir innerhalb einer Wohnung unterschiedliche Raumhöhen um, wie zuvor schon beschrieben, auf unterschiedliche Bedürfnisse reagieren zu können. In Rückzugsbereichen ist eine niedrigere Raumhöhe wohltuend, im repräsentativen Wohnzimmer liebt man Großzügigkeit und damit große Raumhöhe. Ungewöhnliche Raumerlebnisse machen die eigene Wohnung unverwechselbar. Man kann im Bett liegen und hat die Badewanne auf der gleichen Ebene. Man steigt zu seinem erhöht liegendem Schlafzimmer und fühlt sich etwas geschützter, man sitzt auf einem Höhenversprung und hat so automatisch eine gemütliche Bank.

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- Penthouse

ENGEL & VÖLKERS: Bodentiefe Fenster sind ja mittlerweile ein begehrtes Neubau-Feature. Nachvollziehbar, denn sie bringen unglaublich viel Licht in die Wohnung. Manchmal ist das Einrichten aber auch herausfordernd. Haben Sie aus Architektensicht da mal einen guten Einrichtungstipp?


Annette Axthelm: Ja, der Einrichtungsmarkt reagiert auf den Wunsch, Innenräume großzügig zu öffnen. Natürlich haben all unsere Räume, trotz hohem Verglasungsanteil, Stellwände für Möbel. Häufig bilden wir Schranknischen aus, sodass Möbel bündig in den Wänden integriert sind. Aber lose Möbel sind deutlich selbstbewusster und skulpturaler geworden. Moderne Sofa-Landschaften sind mittlerweile so konzipiert, dass sie frei im Raum stehen. Eine kritische Frage ist meistens der Fernseher. Aber auch da gibt es mittlerweile tolle Lösungen. Fernseher stehen auf Staffeleien frei im Raum, auch gerne vor einer Fensterfront. Sie sind gelenkig gelagert und können beliebig gedreht werden. So kann man von verschiedenen Punkten das Programm verfolgen. Wir haben auch schon Fernseher horizontal unter die Decke montiert weil die Familie gerne im Liegen entspannt Filme genießen wollte.


Henner Rolvien: Man muss auch dazusagen, dass wir diese Art Möbel ja weitgehend mit planen. Es ist ja nicht so, dass wir einen rechteckigen Raum vorgeben und dann kann jeder seine Möbel da reinstellen, sondern wir versuchen sehr wohl diese Einbau-Möbel schon mit zu planen und auch als festen Bestandteil im Wohnungsgrundriss zu berücksichtigen. Das heißt, eigentlich ist unser Tipp: weglassen. Also gar keine Möbel mitbringen. Einfach den Raum so genießen, wie er denn auch vorgegeben ist. Und ich glaube, man kann so auch am allerbesten Wohnen.


Annette Axthelm: Kunst besonders Skulpturen spielen heute bei der Wohnungsausstattung eine immer größere Rolle. Damit wir die Inszenierung mit Tages- und Kunstlicht immer wichtiger. So ist es sogar sehr schön, wenn ein Sideboard von der Fensterfront steht und die darauf liegende Skulptur von vielen Seiten natürlich beleuchtet wird. Wir haben sogar schon Kunst vor Fensterflächen positioniert, die halb durchsichtig war, auf unterschiedliche Lichtverhältnisse reagierte und sich hologrammartig veränderte.


ENGEL & VÖLKERS: Ist es auch spießig Vorhänge anzubringen?


Annette Axthelm: Nein. (lacht) Vorhänge sind gut. Vor allem für die Raumakustik. Aber ich persönlich würde hier auf Vorhänge verzichten, weil ich den Blick auf die Bäume so toll finde und auf Grund der Höhe und der Distanz zu den Nachbarn die Einblicksmöglichkeiten gering sind. Aber schöne Vorhänge, gut gemacht, sind auch etwas Tolles. Man kann z.B. den ganzen Raum wie in ein Kokon einpacken, so dass er nicht an den Fassaden aufhört sondern den Raum umfasst. Das kann zu den schon beschriebenen Wohlfühleinheiten führen!


Henner Rolvien: Man muss allerdings dazu auch sagen: wo man gerne rausguckt, kann man natürlich auch gerne reingucken. (lacht) Es ist ja immer das gleiche Problem. Und natürlich beschäftigen wir uns auch immer mit Sonnenschutz und Sichtschutz. Denn dass das so ist, kann man auch nicht negieren. Es ist sogar sehr wichtig, dass man diese Themen möglichst frühzeitig mit bedenkt, weil man dann z.B. die Formschienen auch bündig in den Decken mit einlassen kann, möglichst schon mit verschiedenen Ebenen hintereinander, weil auch Vorhänge ja verschiedene Funktionen übernehmen können. Außerdem kommt es auch sehr auf den Wave des Vorhangs an. Die Bewegungs-Amplitude eines Raums ist nämlich dann maßgeblich für den Abstand der Schienen zueinander. Ich will damit eigentlich nur sagen, es ist immer ein Planungsthema, das man nie früh genug diskutieren und festlegen kann.


Annette Axthelm: Hier im OE haben wir ja schon standardmäßig Jalousien eingebaut. Das heißt, grundsätzlich müssen die Nachbarn sie nicht sehen und sie auch nicht die Nachbarn, wenn sie es nicht mögen. (lacht) Jalousien sehen gerne ein bisschen technisch aus und deswegen glaube ich, zum richtig wohlfühlen ist es für die meisten Charaktere gut, auch Vorhänge zu haben.

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- Penthouse

ENGEL & VÖLKERS: Eine letzte Frage. Sie haben ja auch schon sehr viele Altbausanierungen begleitet. Was ist denn für Sie die schönste Wohnung? Die aufwendig sanierte Altbauwohnung oder der Luxus-Neubau?


Annette Axthelm: Also ich selbst wohne im Altbau, finde aber eine moderne Wohnung mit viel Glas viel schöner, weil man sich freier fühlt, freier denkt, freier sieht. Das ist einfach ein Lebensgefühl, was man im Altbau nicht bekommt. Der Altbau besticht durch schöne Details, die man handwerklich heute nicht mehr hinbekommt. Ich glaube aber die Transparenz dieses Penthauses passt besser zu einer weltoffenen Gesinnung. Ich würde immer lieber in einem Glaspalast wohnen.


Henner Rolvien: Ich würde gerne anmerken wollen, dass es sich mit diesem Begriff Luxus, ein bisschen so verhält, wie mit dem Wort Stil. Luxus ist sehr unterschiedlich interpretiert, da versteht jeder was Anderes darunter und ich glaube, was wir nicht wollen, ist uns anzufreunden mit Luxus in Form von goldenen Wasserhähnen oder Marmor-Bädern, die lange Zeit diesen Begriff irgendwie gerechtfertigt haben. Für uns ist Luxus alleine schon Größe. Es ist heute so, dass wir immer wieder über die Frage diskutieren, wie viel Wohnraum braucht der Mensch eigentlich? Und es ist auch nachweislich so, dass jeder einzelne immer mehr Wohnraum für sich in Anspruch nimmt. Und deshalb ist, sage ich mal, Raum insgesamt und Größe definitiv Luxus. Man muss jetzt eben versuchen, diesen Raum bestmöglich zu füllen und vor allen Dingen mit den bestmöglichen Qualitäten zu versehen. Wir hatten es ja schon: Tageslicht, klimatische Voraussetzungen, technische Features, Materialhaftigkeit, die aber auch ehrlich und haptisch sind. Das sind so die Themen heute in der Architektur.


Annette Axthelm: Im Altbau können sie maximal ein zweiflügeliges Sprossenfenster öffnen um auf ihre Terrasse zu treten. Im OE schieben sie die ganze Wand zur Seite und verbinden harmonisch Innen und Außen! Ich bevorzuge den Neubau. (zwinkert)


ENGEL & VÖLKERS: Vielen Dank, liebe Frau Axthelm und lieber Herr Rolvien für das nette Zusammentreffen hier heute auf der Baustelle des oe und natürlich herzlichen Dank für das Interview!

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